Sorgloses Füttern im Winter macht Vögel krank
(28.12.2005) Die meisten Naturschutzorganisationen halten nichts von der Hilfe aus Menschenhand. Winterfütterung ist ihrer Meinung nach kein Naturschutz, weil sich nur die häufig vorkommenden und nicht gefährdeten Arten wie Kohlmeisen, Amseln oder Buchfinken an den Futterstellen einfinden.
Seltenere Arten haben keinen Nutzen von der Fütterung. Auch ist der Winter die Zeit, in der schwache und kranke Vögel Platz machen für kräftige Tiere. Überleben zu viele den Winter, entsteht im Frühjahr Konkurrenz um die begrenzte Anzahl der Reviere und Brutplätze. Durch das reichhaltige Futterangebot wird den bleibenden Vögeln ein Vorteil gegenüber den Zugvögeln eingeräumt. Kommen diese im Frühjahr geschwächt von der langen Reise aus den Winterquartieren zurück, treffen sie hier auf gut genährte Standvögel, die ihnen den Lebensraum streitig machen.
Infektionsquelle Futterplatz
Auch aus tierärztlicher Sicht kann der gut gemeinte Griff in die Futterkiste großen Schaden anrichten. Immer wieder kommt es unter den Singvögeln in der Nähe gut besuchter Futterplätze zu seuchenartigen Ausbrüchen von Salmonellose. Durch fehlende Hygiene und eine mangelhafte Pflege des Futterplatzes kann kotverschmutztes Futter das vermeintliche Schlaraffenland in eine gefährliche Infektionsquelle verwandeln. Ein Massensterben der Wildvögel ist nicht selten die Folge.
Wer sich trotz aller Gegenargumente zur Fütterung entschließt, sollte unbedingt einige Grundregeln beachten:
- Nur in Maßen und nur bei Dauerfrostperioden von unter 5° C und einer geschlossenen Schneedecke füttern
- Futterplatz täglich von Kot und Futterresten reinigen
- Futter trocken halten (gärendes oder quellendes Futter kann einen qualvollen Tod der Vögel zur Folge haben)
- Artgerecht füttern: Weichfresser (z. B. Amsel, Rotkehlchen, Zaunkönig) sind an ihren schmalen Schnäbeln zu erkennen, mit denen sie harte Körner nicht knacken können. Diese Vögel benötigen ein spezielles Weichfutter, das Fettbestandteile, Trockenobst und Insekten enthält. Körnerfresser dagegen (z.B. Sperling, Buchfink, Gimpel) können mit ihren breiten, kräftigen Schnäbeln auch dicke Schalen öffnen. Nur die Meisen fressen sowohl Körner als auch Weichfutter.
- Keine Speisereste ausstreuen (das enthaltene Salz führt zu Nierenschäden und damit zum Tod der Vögel)
- Bei Beobachten eines Massensterbens in der Umgebung: Fütterung sofort einstellen, Futterplatz komplett reinigen und desinfizieren