Erfolgreiche Korrektur bei Malloklusion beim Hund
(02.06.2011) Die Fehlstellung der Unterkiefereckzähne zählt beim Hund zu den am häufigsten anzutreffenden Malokklusionen.
Abbildung 1 Wogegen andere Abweichungen von der physiologischen Zahnreihe oft nur ästhetische Auswirkungen haben, erfolgt bei einer Malokklusion der mandibulären Canini meist eine Traumatisierung des Oberkiefergaumens oder eine Attrition der maxillären antagonisierenden Zähne.
Malokklusionen kommen häufig vor und können Beschwerden, Schmerzen oder schwerwiegende pathologische Veränderungen in der Maulhöhle verursachen. Die Beurteilung der Okklusion ist Teil der allgemeinen Untersuchung der Maulhöhle am wachen Tier.
Abbildung 2 Die Behandlung von Malokklusionen sollte am besten einem Tierzahnarzt mit Fachkenntnissen in den Bereich Kieferorthopädie überlassen werden. Es ist durchaus möglich, die Entstehung bestimmter Malokklusionsformen zu verhindern.
Die präventiven Maßnahmen umfassen:
- Die Extraktion persistierender Milchzähne
- Vorbeugende kieferorthopädische Maßnahmen
- Mobile kieferorthopädische Geräte
Abbildung 3 Um Malokklusionen zu verhindern, sollten persistierende Milchzähne so früh wie möglich extrahiert werden. Grundsätzlich sollten Milchzähne und bleibende Zähne vom gleichen Typ niemals zeitgleich vorhanden sein.
Die Extraktion der Milchzähne sollte nicht über die zwölfte bis vierzehnte Lebenswoche hinaus aufgeschoben werden.
Vorbeugende kieferorthopädische Maßnahmen - beschreiben die Extraktion falsch positionierter Milchzähne vor dem Durchbruch ihrer, im anderen Kiefer gegenüberliegenden bleibenden Zähnen. So wird der Entstehung einer durch Interlock induzierten Malokklusion vorgebeugt.
Abbildung 4 Basoskelettale Abweichungen können transversale und sagittale Veränderungen der Kieferstellung zufolge haben (z.B.: Mandibula angusta, Mikrognathia inferior, Brachygnathia inferior und Prognathia superior).
Basoskelettale Veränderungen sind häufig genetisch fixiert, jedoch können auch Entwicklungsstörungen zu einem Missverhältnis von Ober- und Unterkiefer führen.
Die Klassifikation der Caninusfehlstellung erfolgt nach einem Schema von Fahrenkrug und Röcken.
Abbildung 5 Grad 1: mandibulärer Caninus trifft peripher am Alveolarkamm des Oberkiefers auf;
Grad 2: Kontakt der Spitze des Unterkiefercaninus mesiopalatinal des Oberkiefercaninus
Grad 3: Auftreffen des mandibulären Eckzahnes palatinal des maxillären Caninus;
Grad 4: Okklusion des Unterkiefercaninus distopalatinal des Oberkiefercaninus;
Die Schäden im Oberkiefer können von geringgradigen Impressionen, der Bildung von Schleimhauttaschen, tiefen Defekten im knöchernen Gaumen bis hin zur Bildung einer oronasalen Fistel reichen.
Abbildung 6 Weitere Komplikationen entstehen durch die Impaktion von Futterresten, welche eine Entzündung des betroffenen Areals hervorrufen.
Unsere Patient, eine 6 Monate alte Cesky Fousek, weiblich, 6 Monate alt, ist zu uns mit einem Engstand beider Unterkiefercanini und Mandibula Angusta (schmales Unterkiefer) vorgestellt mit extreme schiefes Unterkiefer (Abb.1, Abb.2), wodurch mesial der Oberkiefercaninus rechts bereits eine hochgradige Verletzung des Oberkiefergaumen verursacht hat (Abb.3).
Abbildung 7 Wir haben uns für einen festen kieferorthopädische Apparat entschieden, nämlich für eine Aufbissebene.
Nach Sedierung wurden die I3 Eckzähne des Oberkiefers und Canini (Fangzähne) mit Cerclagedraht verbunden um eine Armatur einzubauen. Danach wurde in drei Schritten selbsthärtendes Composit (ProTemp Garant®) aufgebracht.
Durch optimale Formung des Kunststoffes sollte bei jedem Schließen des Kiefers eine Führung der Canini des Unterkiefers nach bukkal erfolgen (Abb. 4). Der Feinschliff erfolgte mit einem Polieraufsatz. Etwaige Kanten und Unregelmäßigkeiten konnten so geglättet werden.
Abbildung 8 Nach 6 Wochen haben wir die Aufbissebene angepasst (modelliert nach dem neuen korrigierten Gebiss), Abb . 5. Nach weitere 10 Wochen haben wir die Aufbissebene entfernt und das Resultat ist klar sichtbar in Abb. 6 und 7.
Der Feste Apparat ist als Abb. 8 nach Entfernung zu sehen.
DDr. Stoian Camil,PhD, Dipl EVDC
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