Koppen - ein Phänomen domestizierter Pferde: Zusammenhang mit Fütterung untersucht

(17.01.2014) Koppen zählt vermutlich zu einer der häufigsten Verhaltensanomalien bei Pferden. Durch Anspannen der unteren Halsmuskulatur wird der Schlundkopf geöffnet, woraufhin Luft in die Speiseröhre einströmt und ein deutlich hörbares Geräusch entsteht.

Früher galt vor allem Langeweile als eine der Ursachen dieser Stereotype. Neuere Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass eine mangelhafte Fütterung - insbesondere von zu hohen Kraft- und zu geringen Raufuttermengen - als Auslöser zu vermuten ist.

Sie führt zu einer gesteigerten Magensäureproduktion. Im Journal of Equine Veterinary Science haben Wissenschaftler das Ergebnis einer Studie veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen dem Aufsetzkoppen und der Verabreichung von Kraftfutter zum Gegenstand hatte.

Ziel der Untersuchung war die Bestimmung einer möglichen Magenschleimhautschädigung und die Wirkung von Kraftfutter auf das im Blut zirkulierende Gastrin.  

Die Forscher der US-amerikanischen Universitäten in Michigan und Alabama gingen von der Vermutung aus, dass die gestörten Pferde nicht nur vermehrt an einer geschädigten Magenschleimhaut leiden, sondern auch auf Kraftfuttergaben mit einer erhöhten Gastrin-Konzentration reagieren. Gastrin ist ein Hormon des Magen-Darm-Traktes, das die Produktion von Magensäure anregt.  

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 18 adulte Pferde beobachtet, davon eine Gruppe mit Aufsetzkoppern. Die Tiere wurden auf der Weide mit freiem Zugang zum Heu gehalten und erhielten zwei Mal täglich Kraftfutter in pelletierter Form. Für die Dauer von 24 Stunden wurden sowohl die einzelnen Krippenbisse, als auch die Dauer des jeweiligen Kopp-Vorgangs untersucht.

Für einen Zeitraum von 24 bis 28 Stunden wurde den Tieren dann das Futter entzogen und die Magenschleimhaut untersucht. Außerdem wurden Proben der Magensäure entnommen. Dann kamen die Pferde wieder für 72 Stunden auf die Weide. Unmittelbar nach einem erneuten Futterentzug über zwölf Stunden wurden Blutproben entnommen.

Zwei weitere folgten im Abstand von 60 und 120 Minuten jeweils nach der Verabreichung von einem Kilogramm Kraftfutter.  

Zwischen den Pferdegruppen konnten keine Unterschiede in der Anzahl oder im Schweregrad der Magengeschwüre, in der Neigung zu einer Verdickung der Magenwand (Hyperkeratose) oder dem pH-Wert der Magensäure festgestellt werden.

Allerdings wurde eine erhöhte Gastrin-Konzentration nach der Verabreichung von Kraftfutter nach 60 und 120 Minuten bei den Aufsetzkoppern beobachtet.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass zum Koppen neigende Pferde bei Dauerweidehaltung keine vermehrten Schäden der Magenschleimhaut entwickeln. Der Verzehr von Kraftfutter führte jedoch zu einem Anstieg der Gastrin-Produktion.  

Eine möglichst naturnahe Haltung mit langen Fresszeiten und einer kontinuierlichen Aufnahme von Raufutter gilt nicht nur als Präventivmaßnahme, sondern vor allem als Schlüsselfaktor bei Pferden mit diesen Verhaltensstörungen. Kraftfutter ist hingegen zu meiden bzw. die Fütterung sollte nur in Kleinstmengen erfolgen.

Anke Klabunde, aid.de



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