Was Augenfalten über die Gefühle von Pferden sagen

(20.05.2016) Das Auge eines Pferdes gilt als Spiegel seiner Seele. Als besonders ausdrucksstark werden die Falten über dem Augapfel gewertet, die von vielen Reitern und Pferdebesitzern als ein Indikator für Unbehagen, mindestens aber als Sorgenfalten interpretiert werden. Doch Belege für diese These gab es bisher nicht.

Das Wohlergehen von Tieren hängt nicht nur von der physischen Gesundheit ab, sondern auch vom emotionalen Befinden. Eine Aussage über letzteres ist nur anhand von Verhaltens- und physiologischen Messwerten möglich. Ein Team von Wissenschaftlern aus der Schweiz, Großbritannien und den Vereinigten Staaten hat nun neuere Untersuchungen der Gesichtsmimik beim Pferd vorgenommen.

Falten über den Augen sind bei Pferden häufig zu beobachten; sie unterscheiden sich aber in der Anzahl und Form wie bei jedem Individuum. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem gefühlsmäßigen Zustand eines Pferdes und der Ausprägung, also der Menge und Art der Falten über den Augen gibt.

Im Rahmen des Experiments wurden 16 Pferde mit jeweils zwei positiven (Streicheleinheiten, Erwartung einer Futterbelohnung) und zwei negativen Situationen (Futterneid, Rascheln mit einer Plastiktüte) konfrontiert.

Jeder Test dauerte 60 Sekunden und wurde durch eine gleichlange Phase ohne Stimulus abgelöst. Dabei wurden die Augenpartien der Versuchstiere fotografisch erfasst. Die Fotos wurden anhand einer Bewertungsskala ausgewertet, die die sechs Parameter Gesamteindruck, Anzahl und Ausprägung der Falten, Form des Augenlids, sichtbares Augenweiß sowie Winkel zwischen Verlängerung des Durchmessers des Augapfels und oberster Falte beinhaltete.

Vor allem zwei Parameter (Winkel und Augenweiß) wurden der Hypothese entsprechend durch emotionale Konstellationen beeinflusst: positive führten zu einer schwächeren, negative zu einer stärkeren Ausprägung.

Die anderen vier Meßwerte wurden durch die verschiedenen Situationen nicht systematisch beeinflusst. Weitere Untersuchungen sollen folgen, bevor die Ergebnisse dieser Erhebung zur Beurteilung des emotionalen Wohlbefindens von Pferden zum Einsatz kommen können.

Anke Klabunde, aid.de



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