Vögel: Federmilben immer an Bord

kleintier konkret 2005; 4 fzm - Federmilben sind vielen Vogelhaltern völlig unbekannt und selbst wissenschaftliche Vogelkundler bemerken sie nicht immer gleich. Dabei sind sie uralt und im Gefieder der Vögel häufig mit bloßem Auge zu erkennen. Federmilben befielen schon die Flugsaurier und sind heute - mit Ausnahme des Pinguins - im Gefieder aller Vogelarten beheimatet.

Eine Gruppe von Veterinärmedizinern der Universität Leipzig um Dr. med. vet. Ronald Schmäschke stellt die kleinen Spinnentiere in der Zeitschrift kleintier konkret (Enke Verlag, Stuttgart. 2005) vor. Mehr als 2.300 Federn haben die Experten im Rahmen eines Forschungsprojekts bisher untersucht. Dabei wurden 107 unterschiedliche Federmilbenarten nachgewiesen. Damit stehen sie erst am Anfang, denn es soll etwa 2.000 verschiedene Arten geben. Diese haben sich im Verlauf der Evolution immer mehr an ihre "Wirte" angepasst. Die Beziehung ist so eng, dass Forscher von der Verwandtschaft zweier Vogelarten ausgehen, wenn sie von den gleichen Federmilben befallen sind, berichtet Dr. Schmäschke.

Für die meisten Vögel sind die Federbewohner harmlos. Sie ernähren sich von Hautschüppchen, Federteilchen und dem Sekret der Bürzeldrüse. Mit diesem Sekret fetten die Vögel ihr Gefieder. Berichte, nach denen einzelne Vögel ertrunken sein sollen, weil ihnen die Federmilben das gesamte Bürzeldrüsen-Sekret entzogen haben, kann Dr. Schmäschke nicht bestätigen. "Auch stark befallene Vögel mit bis zu 20.000 Milben weisen in der Regel keine Federschäden auf."

Eine spezielle Gruppe, die so genannten Federspulmilben, bohren den Federkiel an und höhlen das Mark aus. Doch ob sie damit den Vögeln gefährlich werden, ist nach Auskunft von Dr. Schmäschke nicht bekannt. Nur jene Milbenarten, die den Federbalg befallen, richten nachweislich Schäden an. Der Federbalg ist die Hauttasche, in der die Feder am Vogelkörper sitzt. Entzündet sich dieser, kann die Feder ausfallen. Mitunter endet ein Befall dieser Milben für den Vogel tödlich. Dr. Schmäschke: "Federbälge können von Hunderten erwachsenen Milben befallen sein. Sie sollten vom Tierarzt geöffnet und ausgeräumt werden." Um die Tiere milbenfrei zu bekommen, stehen seit einiger Zeit hoch wirksame Medikamente zur Verfügung, die innerlich angewendet werden: "Ein Tropfen auf die unbefiederte Nackenhaut beseitigt innerhalb weniger Tage alle Milben."

Eine Behandlung der Vögel wäre wohl notwendig, wenn die Federmilben den Vogelhaltern gefährlich werden könnten. Dies ist eher unwahrscheinlich. Zwar soll es in Einzelfällen bei Tauben- und Wellensittich-Liebhabern zu Allergien gekommen sein. Eine Übertragung von Krankheiten ist jedoch nicht bekannt. Das Team um Dr. Schmäschke lässt derzeit Federmilben auf einen Bakterien- oder Virenbefall hin untersuchen.

Richard Schöne et al:
Federmilben - weit verbreitet, doch wenig bekannt
kleintier konkret 2005; 4: 26-32

Weitere Themen in der kleintier konkret:
- EKG-Kurs
Ventrikuläre Präexzitation
- Matrix-Rhythmus-Therapie
Eine effektive Behandlungsmethode bei Verspannungen und Kontrakturen
- Vestibularsyndrom
Wie vorgehen bei Gleichgewichtsstörungen und Kopfschiefhaltung?
- Kleinsäuger
Urolithiasis - Ursachen und diätetische Maßnahmen
- Vorsorgeaufwendungen
Steuerliche Berücksichtigung - Neuregelung seit Januar 2005

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