Wählerische Hummeln: Insekten bevorzugen gesunde Pflanzenarten

(22.07.2016) Hummeln und andere Bestäubungsinsekten sind ebenso wichtig wie bedroht. Eine optimale Ernährung gilt als wichtige Voraussetzung, um ausreichend große und gesunde Völker zu erhalten.

Eine neue Studie im Auftrag des US-amerikanischen Landwirtschafsministeriums belegte nun, dass die Bestäuber nicht nur fleißig, sondern auch „intelligent“ sind.

Sie suchen sich nämlich gezielt solche Pflanzen aus, die am besten in ihr Schema zur gesunden Ernährung passen. Dies hängt nicht, wie man früher glaubte, von bestimmten Blütenmerkmalen, wie Farbe oder Formen ab, sondern von der ernährungsphysiologischen Zusammensetzung des Pollens.

Dabei geht es weniger um Energie aus Kohlenhydraten – diese wird ausreichend über den Nektar geliefert – sondern vielmehr um Proteine und Fette (Lipide) in den Pollen.

In Versuchen der Pennsylvania State University konnte bestätigt werden, dass Hummeln gezielt solche Pflanzen anflogen, die ein bestimmtes Verhältnis von Proteinen und Lipiden aufweisen.

Und zwar immer das Verhältnis, das am günstigsten für den jeweiligen eigenen Ernährungsstatus war. Um auszuschließen, dass andere Faktoren ausschlaggebend für die Auswahl der Pflanzen sein könnten, wurden die Bedingungen in Laborversuchen nachempfunden, indem bestimmte Protein-Lipid-Konzentrationen angemischt wurden.

Auch hier suchten sich die Hummeln genau die Mischungen aus, die am besten für sie waren.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Insekten an ihren Antennen Sensoren besitzen, die die Information aufnehmen und weiterleiten können. Eine weitere Theorie ist, dass die Sensitivität nachlässt, wenn die Insekten „gesättigt“ sind.

Die Populationen bestäubender Insekten schrumpfen weltweit. Die Tatsache, dass die Insekten ihren Speiseplan zu optimieren versuchen, birgt die Chance, bei der Auswahl von Pflanzen in rekultivierten Landschaften oder Insektenschutzprogrammen auf die besonderen Bedürfnisse einzugehen.

Friederike Heidenhof, aid.de



Weitere Meldungen

Naturbegeisterte können helfen, mehr über die Vielfalt und Verbreitung von Hummeln in Deutschland herauszufinden: Bei der Hummel-Challenge kann jede*r mitmachen.; Bildquelle: Thünen-Institut/Frank Sommerlandt

Hummel-Challenge: Hummeln melden per App

In diesem Jahr findet erneut die bundesweite Hummel-Challenge statt. Ziel ist es, so viele Hummeln wie möglich in der freien Natur zu fotografieren und über die Bestimmungs-App ObsIdentify zu melden
Weiterlesen

Die Interaktion von Hummeln mit Blüten wird deutlich effizienter, wenn die Blüten gemustert sind. Links ein Männchen der hellen Erdhummel, rechts eine Arbeiterin der dunklen Erdhummel.; Bildquelle: Anna Stöckl und Johannes Spaethe/Universität Würzburg

Blütenmuster machen Hummeln effizienter

Die Suche nach Nektar kostet Insekten viel Energie, sie müssen also möglichst effizient vorgehen. Bunte Muster auf den Blütenblättern helfen dabei kräftig mit
Weiterlesen

Prof. Dr. Christian Laforsch, Frederic Hüftlein M.Sc. und Dr. Matthias Schott (v.l.n.r.) in einem Labor des Lehrstuhls für Tierökologie I der Universität Bayreuth.; Bildquelle: UBT / Chr. Wißler

Dieselabgaspartikel schädigen Hummeln

Der Rückgang der Insekten bedroht weltweit viele Ökosysteme. Während die Auswirkungen von Pestiziden gut erforscht sind, fehlte es bisher an Erkenntnissen über die Folgen anderer anthropogener Schadstoffe
Weiterlesen

Bei der Planung von Gärten, Brachflächen und Parks sollten die Bedürfnisse von Bienen als Hauptbestäuber berücksichtigt werden.; Bildquelle: Stefan Bernhardt

Bestäubung funktioniert in Städten besser als auf dem Land

Blütenpflanzen werden in Städten besser bestäubt als im Umland. Das zeigt ein Experiment mitteldeutscher Forscher
Weiterlesen

Dunkle Erdhummel auf Phacelia.; Bildquelle: Alexandra-Maria Klein/Universität Freiburg

Ernährung von Hummeln beeinflusst ihre Pestizid-Resistenz

Wie anfällig Hummeln auf ein gängiges Fungizid reagieren, hängt davon ab, auf welchen Blühpflanzen dieses angewendet wird – und wie vielfältig das Nahrungsangebot ist, das den Tieren zur Verfügung steht
Weiterlesen

Einblick in eine Dunklen Erdhummel (B. terrestris) Kolonie, u.a. mit Brutzellen und bereits geschlüpften Jung-Königinnen; Bildquelle: S. Schweiger

Vielfältige Nahrung für Hummeln kann negativen Einfluss von Schädlingen begrenzen

Hummeln zählen zu den wichtigen Bestäubern, da sie viele verschiedene Pflanzenarten bestäuben und äußerst robust sind
Weiterlesen

Mooshummel an Blüte mit Peilsender,; Bildquelle: Henri Greil/JKI

Testlauf zur Erfassung der seltenen Mooshummel mit Peilsendern

Die Mooshummel ist eine in Niedersachsen selten gewordene Hummelart. Daher hat der NABU Niedersachsen zusammen mit dem Wildbienenexperten Rolf Witt ein Schutzprojekt für seltene Hummelarten ins Leben gerufen
Weiterlesen

3D-Modell des Hummelgehirns, basierend auf Mikro-CT.; Bildquelle: Lisa Rother / Universität Würzburg

Ein Atlas des Hummelgehirns

Vom Gehirn der Erdhummel gibt es jetzt einen dreidimensionalen Atlas. Mit ihm lässt sich künftig noch besser erforschen, wie Nervenzellen miteinander verschaltet sind und wie sie Informationen verarbeiten
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen