Krank sein macht Mäusemänner nicht weniger sexy

(18.03.2015) Ob ein Mann attraktiv ist, hat nicht nur mit Äußerlichkeiten zu tut. Das gilt für Menschen, aber auch für Tiere. Der Geruch spielt für viele Lebewesen die entscheidende Rolle.

Gesunde Mäusemänner sind für Weibchen zwar attraktiver, kranke Männchen werden aber genauso oft als Sexualpartner gewählt. Die Partnerwahl läuft also nicht nur über Attraktivität. Das zeigen WissenschafterInnen der Vetmeduni Vienna in einer kürzlich erschienenen Studie in der Fachzeitschrift Behavioral Ecology and Sociobiology.


Für die Partnerwahl spielt nicht nur die Attraktivität eine Rolle
Mäuseweibchen sind vom Geruch gesunder Männchen stärker angezogen, als von  jenem kranker Männchen. Das haben Forschende der Vetmeduni Vienna bereits in einer früheren Studie herausgefunden. Nun gehen die VerhaltensbiologInnen einen Schritt weiter.

Weibchen paaren sich auch mit kranken Männchen

Sarah Zala und Dustin Penn vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung untersuchten, ob sich Weibchen auch für ein krankes Männchen als Sexualpartner entscheiden. In einem großen Gehege konnten Weibchen frei zwischen zwei Männchen wählen. Eines der beiden Männchen war gesund, das andere mit Salmonellen infiziert.

Der Großteil der Weibchen, etwa 86 Prozent, war von den gesunden Männchen vorerst stärker angezogen. Die Weibchen paarten sich dann aber auch mit den kranken Mäusemännern. „Das war für uns überraschend. Wir haben angenommen, dass Weibchen sich eher für die gesunden Männchen entscheiden.

Einerseits würden sie das Risiko einer Ansteckung minimieren. Die Wahl eines gesunden und krankheitsresistenten Partners würde aber auch Vorteile für die Nachkommen bringen“, erklärt die Erstautorin Zala.

Polygamie ist für Mäusedamen nicht unüblich

Etwa 30 Prozent der Würfe entstammten beiden Vätern, den gesunden und den kranken. Das ergab eine genetische Analyse der Nachkommen.

 „Viele Weibchen paarten sich offenbar mit beiden Männchen, egal ob diese gesund oder krank waren“, so Zala. „Wir nehmen an, dass Weibchen so ihre Jungen schützen. Es könnte nämlich sein, dass ein Männchen, das bei der Fortpflanzung nicht zum Zuge kam, die Jungen tötet, um selbst wieder als Vater ins Spiel zu kommen.“

„Die Weibchen erkennen, ob die Männchen gesund oder krank sind. Das haben wir eindeutig gesehen. Warum sie sich aber dennoch auch mit den kranken Männchen paaren, ist noch unklar“, meint der Studienleiter Dustin Penn.

Wie sich eine Infektion auf die Duftnote der Tiere auswirkt, wollen Zala und Penn in Zukunft genauer untersuchen.

Vorliebe für einen Duft scheint für die Partnerwahl unerheblich

„Wir haben bisher angenommen, dass Weibchen über ihre Vorlieben, beispielsweise mit der Präferenz für einen Duft, ihre Sexualpartner wählen. In unserer Studie zeigen wir, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Weibchen besitzen zwar diese Vorlieben. Welchen Sexualpartner sie dann aber wählen, scheint zufällig zu passieren“, resümiert Zala.

In freier Wildbahn könnte es aber dennoch anders sein. Da Weibchen die gesunden Männchen sehr gut am Duft erkennen und sich von ihnen angezogen fühlen, kommen sie einem kranken Männchen unter Umständen gar nicht so nahe. Am Ende könnte die Duftpräferenz dann doch ein Faktor sein, der über die Partnerwahl bestimmt. 

Publikation

Der Artikel „Female house mice initially shun infected males, but do not avoid mating with them” von Sarah M. Zala, Amber Bilak, Michael Perkins, Wayne K. Potts und Dustin J. Penn wurde im Journal Behavioral Ecology and Sociobiology veröffentlicht. DOI 10.1007/s00265-015-1884-2
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00265-015-1884-2#page-1



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