Citizen Science Projekt Roadkill

(14.07.2014) Ein aktuelles BOKU-Projekt soll die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen und zum Schutz gefährdeter Tierarten beitragen

Eine junge Forschergruppe an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) möchte die häufigen Verkehrsunfälle, bei denen Mensch und Tier zu Schaden kommen, in Zukunft verhindern.

Sie startete Anfang März das Projekt Roadkill, an dem sich jede/r beteiligen kann. In nicht einmal 4 Monaten haben die TeilnehmerInnen des Projekts "Roadkill" über 1000 bei Unfällen getötete Tiere gemeldet.

Roadkill?

Als Roadkill werden alle im Straßenverkehr zu Tode gekommenen Tiere bezeichnet. Johann Zaller, Professor für Ökologie an der BOKU Wien erläutert: "Der deutsche Begriff Wildunfall greift als Übersetzung zu kurz, denn er bezieht sich in der Regel nur auf größere Säugetiere und gelegentlich Vögel.

Dies schlägt sich auch in offiziellen Statistiken wieder – Daten zu getöteten Tieren im Straßenverkehr werden nur zu sogenanntem 'jagdbarem Wild' erhoben.

Daten zu allen anderen Tierarten – auch zu gefährdeten Tierarten, wie Amphibien oder Igel – fehlen völlig. Daher der englische Begriff Roadkill."

Ein „Citizen Science“ Projekt

Genau hier setzt das Citizen Science Projekt an. Citizen Science (Bürgerwissenschaft) bezeichnet eine Methode der Wissenschaft, bei der stark auf das Wissen der Laien zurückgegriffen wird.

Auf der neu geschaffenen Online-Plattform www.citizen-science.at ist jede/r dazu aufgerufen, Tiere die er tot auf der Straße findet in einer Karte einzutragen. Bei Unklarheiten zur Identifizierung der gefundenen Tiere kann man sich auf die Community verlassen und Schritt für Schritt im Diskussionsforum dazulernen.

Sicherheit für Mensch und Tier

Warum man seine wertvolle Freizeit überhaupt diesem Projekt widmen soll, erklärt Florian Heigl (BOKU-Institut für Zoologie): "Im Endeffekt arbeiten Sie als TeilnehmerIn des Projekts auch für Ihre eigene Sicherheit.

Je mehr Menschen teilnehmen und Funde melden, desto größer und flächendeckender wird die Datenmenge, mit der wir unsere Analysen durchführen können.

Wir wollen herausfinden, welche Faktoren dazu beitragen, dass Tiere auf der Straße getötet werden. Außerdem möchten wir klären, ob es Hotspots gibt, also Straßenabschnitte, an denen es gehäuft zu Unfällen kommt.

Sind diese Hotspots identifiziert, können wir sie gezielt in Zusammenarbeit mit NGOs und Behörden entschärfen. Eine unserer Visionen ist auch, die Daten in Navis zu integrieren, damit alle in Zukunft vor Roadkill-Hotspots gewarnt werden und Unfälle vermeiden können."

Ein Beitrag zum Tierschutz

Doch nicht nur die Sicherheit des Menschen steht im Fokus des Projekts. Straßen zerschneiden die Landschaft und so die Lebensräume vieler Tierarten. Amphibien, Rehe oder Igel, die auf der Suche nach Futter oder Paarungspartnern weite Strecken zurücklegen, müssen mehrmals Straßen queren um an ihr Ziel zu gelangen. Amphibien, also Frösche, Kröten und Salamander sind in der Roten Liste bereits als gefährdet eingestuft.

Tut man nichts zu ihrem Schutz, werden sie aussterben. Auch hierzu will das neue Projekt Roadkill Lösungen finden.

Das Projekt baut auf dem erfolgreichen Studentenprojekt BOKUroadkill auf, das im Vorjahr tolle Ergebnisse brachte und unter anderem beim Europäischen Forum Alpbach ausgezeichnet wurde.

www.citizen-science.at



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